Samstag, 24. Mai 2014

Obligatorische Dreckstechnik: Projektoren

Normalerweise rege ich mich über Technologien auf, die nicht funktionieren, und Zeit und Nerven kosten, aber aus unbegreiflichen Gründen nicht abgeschafft werden. Caps-Lock-Tasten zum Beispiel, Drucker, die SPD (wobei die SPD weniger eine Technologie als der gänzlich gescheiterte Versuch ist linke Ideen und deutsche Kleinstbürgerlichkeit zu kombinieren). Projektoren - oder "Biehmer", wie wir als anglophile Möchtegernfremdsprachenkenner gern sagen - hingegen gehören keineswegs abgeschafft. Sie gehören endlich so gebaut, dass sie funktionieren.

Kann es denn wirklich so schwer sein, in einen Computer das eine, in den Projektor das andere Ende eines Videokabels zu stecken, so dass Sekundenbruchteile später auf der Projektionsfläche die Bildschirmausgabe des Rechners erscheint? Offenbar ja, denn es gelingt nur selten, egal welches Computermodell, egal welches Betriebssystem, egal wie versiert die Referentin in Technik ist. Ich habe Billigst-Netbooks von Aldi klaglos mit Schundprojektoren funktionieren und Nobel-Macs an High-End-Geräten scheitern sehen. Umgekehrt natürlich auch. Ich habe gesehen, wie Elite-Hacker, die Signalverläufe notfalls mit dem angefeuchteten Zeigefinger an der Leitung analysieren, eine Viertelstunde lang vesuchten, ihr Thinkpad an irgendeinen massenweise angefertigten Standardprojektor anzuschließen und schließlich entnervt auf ein halb auseinanderfallendes Ersatzgerät zurückgriffen, das dann komischerweise funktionierte. Ich habe gesehen, wie komplettes Chaos ausbrach, nur weil die Rednerein zwischendurch das Kabel an eine andere Videoquelle angestöpselt hatte, um deren Ausgabe zu zeigen. Wir leben mitten im zweiten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts. VGA und HDMI sind seit Jahren etablierte Standards. Ist es da zu viel verlangt, dass ich mich nicht mit einer kryptisch beschrifteten und zäh reagierenden Fernbedienung durch vier Menuebenen eines Projektormenus hangeln muss, damit das Drecksding endlich begreift, dass das am Videoeingang 1 liegende 1024*768 VGA-Signal ernst gemeint ist? Von den Höllenqualen, die man durchleiden muss, will man den Projektor als Zweitgerät ansprechen und auf dem Laptopmonitor eine andere Anzeige sehen, möchte ich gar nicht reden. Ich kann meine Vorträge zur Not auch auf einer umgedrehten Matekiste stehend auswendig halten, aber nicht, wenn direkt daneben Präsentationshardware im Wert mehrerer Monatsgehälter funktionsuntüchtig herumsteht.

Vor 20 Jahren habe ich vor meinem Pentium-1-Rechner sitzend noch Modlines zur Ansteuerung meines Monitors ausgerechnet. Inzwischen sind Computer um den Faktor 1000 leistungsstärker geworden. Sie können in Echtzeit Bilder berechnen, deren Qualität nah an einer Kameraaufnahme heranreicht. Schade eigentlich, dass wir sie uns nicht ansehen können, weil wir den Drecksprojektor nicht angeschlossen bekommen.

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